Er kennt die Marktgemeinde Bad Endorf wie seine Westentasche, ist gut vernetzt, seit über 20 Jahren im Gemeinderat und hat viele Höhen und Tiefen eines Politikerlebens bereits erlebt. Noch im Frühjahr trat er unter Protest vom Amt des Dritten Bürgermeisters zurück. Doch jetzt will er es noch einmal wissen: „Viel ist in meiner Heimatgemeinde in den letzten Jahren stehengeblieben. Das darf so nicht weitergehen“, sagt Hieronymus Stockinger. Der 56-jährige Endorfer wirft deshalb als SPD-Bürgermeisterkandidat seinen Hut in den Ring.Bad Endorf – Einstimmig wurde Stockinger auf der Nominierungsversammlung der SPD Bad Endorf zum Bürgermeisterkandidaten gekürt. Ordentlich Applaus erntete er für seine Bewerbungsrede, in der er nur kurz die Vergangenheit streifte, dafür umso intensiver seine Vorstellungen für die Zukunft skizzierte: „Wir landen in Endorf in letzter Zeit immer wieder in einer Sackgasse. Nichts geht weiter. Oft hatte ich das Gefühl, gegen Windmühlen zu kämpfen.“ Doch mit dem Amt des Ersten Bürgermeisters könne man viel bewegen. Deshalb bewerbe er sich um diese sicher nicht leichte Aufgabe, denn die Herausforderungen, vor denen die Marktgemeinde stehe, seien gewaltig. Er kenne die Probleme in- und auswendig, deshalb brauche er auch keine Einarbeitungsphase. „Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wir müssen Lösungen liefern“, meinte Stockinger im vollbesetzten Saal des Gasthauses Bauernwirt vor rund 30 Interessierten und etlichen Ehrengästen.

Seinen Ehrgeiz und Fleiß sowie seine große Erfahrung wolle der Gymnasiallehrer für Mathe und Physik und Inhaber des Geschäfts „Büro und Technik“ in die Waagschale werfen und vor allem mit den Themen Jugend, Tourismus und Ortsentwicklung beim Wähler punkten. Was auch immer er anpacke, wolle er mit „maximaler Öffentlichkeit“ machen, so Stockinger vor den Genossen. Wichtig sei, dass die Gemeinde wieder ihre Pflichtaufgaben in ordentlicher Weise übernehmen könne. Deshalb werde er sich dafür einsetzen, den Komplex Gesundheitswelt Chiemgau (GWC) aus dem Gemeinderat herauszuhalten. „Wir brauchen Freiräume für die politische Arbeit“, forderte Stockinger. Das fange schon bei den Sitzungszeiten an: Es könne nicht so weitergehen, dass die Tagesordnung regelmäßig erst nach Mitternacht abgearbeitet sei. „Wir haben alle auch einen Beruf und müssen am nächsten Tag unseren Mann oder Frau stehen.“ Außerdem sei es schwierig, den Anforderungen im Bereich GWC gerecht zu werden: „Für uns ehrenamtliche Politiker ohne spezielles Fachwissen ist es fast unmöglich, sinnvolle Entscheidungen zu treffen“. Deshalb plädiere er dafür, die GWC in einem gesonderten Format jeweils zusammen mit Fachleuten zu besprechen.

Sehr am Herzen liege ihm die „Neue Mitte“, über deren Zukunft er auch die jungen Endorfer, also auch Kinder und Jugendliche, mit ins Boot holen und entscheiden lassen will. „Vielleicht können wir im Rahmen eines Malwettbewerbs oder eines Kinderparlaments neue Anregungen aufnehmen.“ Insgesamt hoffe er darauf, dass sich Jugendliche mehr in politische Entscheidungen einmischen und selbst Projekte auf die Beine stellen. „Beim Moorbad könnte ich mir Vorschläge unserer jungen Mitbürger gut vorstellen“, sagte der SPD-Kandidat.

Beim „Tourismus“ habe er sich von der Idee eines Hotels noch nicht verabschiedet, auch ein ausgewiesener Platz für Wohnmobile stehe ganz oben auf seiner Agenda. Um seine Vorhaben zu erreichen, „müssen wir kleine Schritte machen, dann werde auch die Endorfer Bevölkerung wieder zuversichtlich und mit ihr der Aufschwung.“ Als Lehrer kenne er sich schließlich mit Motivation aus.

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